rotgipfler
Im Rahmen eines auf 4 Jahre angelegten „Experimentes“ (das allerdings keines ist) werden wir über die Rekultivierung einer österreichischen Ursorte aus den verschiedenen Weinregionen berichten. Der Rotgipfler ist eine tatsächlich autochthone Sorte, wie auch der Rote Veltliner. Diese Sorte ist eine Kreuzung vom Roten Veltliner und Traminer. Wikipedia und andere meinen, dass diese Sorte 1837 erstmals in der Steiermark erwähnt wurde, wo es zwar keinen Roten Vetliner als Elternteil gab – am Zöbinger Heiligenstein dagegen war diese Sorte fast seit Menschengedenken in den besten Lagen zu Hause. Ebenso in Bockfliess, am Tausendeimerberg in Spitz, in Hohenwarth, Herrnbaumgarten, Weissenkirchen, Retz, aber niemals in der Thermeregion und natürlich auch nicht in Steiermark anzutreffen. Denn dieser Wein in den besten Lagen bildete die Grundlage der Prälatenweine der deutschen und österreichischen Klöster. Erst viel später ersetzte er den Ortlieber, Hauptsorte Gumpoldkirchens sowie den Rheinriesling in der Thermenregion. (Der Rheinriesling war übrigens die Sorte, die den Weltruf von Gumpoldkirchen erwirkte! Der Wein vom Stein – vom Musterweingut Wieninger ein heute nahezu vergessenes Monument in der Entwicklung der österreichischen Weinkultur; um nichts geringer als Robert Schlumberger)

Der Rotgipfler wurde auch noch bis ca. 1970 von den Gebrüdern Rötzer am Rothenhof zwischen Förthof (Stein a. d. Donau) und Loiben sortenrein gefüllt; ebenso in Thayern, das im Weinbaugebiet Traisental liegt. Eine Oase erhielt sich noch in Spannberg – bis heute. Was zeichnet diese Sorte im Weinviertel, besser gesagt „außer der begnadeten Thermenregion“ aus?

Die Frucht z.b. des Weinviertels verbunden mit der Reife und Fülle ist ein unvergleichbares Erlebnis. Das Problem ist: in der Zeit der Masse wurde z.b. von Hofrat Direktor Kronlechner der Weinbauschule Klosterneuburg gejubelt, als er einen Klon des Grünen Veltliners vorstellte, der einen Ertrag von über 20.000 kg pro Hektar erlaubte. (Österreich war bis 1975 Weinimportland, was den Staat belastete. Es wurde alles mögliche versucht, um den Inlandsbedarf mit heimischer Produktion decken zu können, deshalb brauchte man möglichst große Ernten, mit fast verpflichtender Zuckerzugabe von 7 kg pro 100 Liter)

Der Rotgipfler konnte als Sorte da nicht mithalten und wurde entfernt, denn seine Stärke liegt bei 5000 bis 6000 kg pro Hektar, heute eine im Qualitätsweinbau durchaus gängige Menge; damals aber wurde nicht die Sorte bezahlt, sondern es gab 5 Schillinge für einen Liter Weißwein im Fass. Sorten waren nicht besitmmend, der Rotgipfler wäre also ein Defizitgeschäft gewesen, daher wurde er in seinem Stammgebeit ausgerottet. In der Thermenregion, die „außerhalb des Üblichen“ lag und wo man damals ganz anders als heute dachte, setzte man dann doch den Rotgipfler, denn dieser sichert Reife und einen extrem lagerfähigen, besonderen Wein. Wobei die Frucht-Säure-Komponente des Weinlandes, der „leichte Schwung“, weniger erkennbar ist – obwohl der Rodauner von Alphart in Traiskirchen zu den erlesensten Weinen der Welt gehört. Heinrich Hartl in Oberwaltersorf zeigt mit seinem Rotgipfler, der nur auf die Fruchtkomponente aufgebaut ist, die breite Palette der Möglichkeiten dieser Sorte.

Aber welches Potenzial im Weinviertel, Kamptal, Kremstal, und der Wachau steckt, möchten wir mit Ihnen erkunden!
Deshalb haben wir verschiedene Weinbaubetriebe vom Neubestatz mit Rotgipfler überzeugt, der nun beginnt.

 

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