So blicken wir vom Aussichtsturm der Weisheit…. „wir“, Italien, Frankreich, Spanien, Deutschland, Österreich sind jene, die die Weisheit des Weines gepachtet oder gar erfunden haben. Blicken wir vom Aussichtsturm der Weisheit nach Osten – die armen Tschapperln mit seltsamen Sortennamen, ja, dort entsteht die billige Masse und lehnen uns zurück.

Dass es aber in Georgien eine Weinbauhochschule schon vor 1700 Jahren gab – dass man damals sogar filtrierte, indem man eine 800 Meter lange Röhre aus gebranntem Ton baute um mit Falldruck zu filtrieren – wer weiß das schon. Dass sich der Weinbau von Ägypten ausgehend (siehe Funde im Grab von Tutanchamun) in der Kaukasusregion am besten weiterentwickelte. Dass die antiken Griechen mit den Weinen aus dieser Region schwunghaften Handel betrieben haben, als man in unseren Breiten der Wissenden noch als Jäger und Sammler steinzeitnah lebte. Dann noch der Faux Pas, dass „Clark und Johnson“ den Saperawi als weltbesten Rotwein beschrieben – irren ist menschlich. Dass der Krimsekt im Adel der alten Welt ein wesentlich höheren Stellenwert als jener aus Frankreich hatte. Sollte einen auch nicht verwundern, denn bis 1965 war der Hauptbestandteil der Champagner Apfelwein…

Nun entsteht in einem noch wesentlich idealeren Gebiet für Weinanbau ein Projekt, das keine Vision ist: Von ca. 70.000 Hektar Fläche momentan, will man in 8 Jahren auf 300.000 Hektar Weingartenfläche aufstocken. Klingt seltsam, ist aber absolut begründbar und wird gerade in Russland gestartet!

Die Basis: Moldavien hat 250.000 Hektar Rebfläche, Georgien 70.000 Hektar, die Ukraine 100.000 Hektar; diese Länder bieten für Russland zu geringe Weinqualität und es wird auch nicht importiert (Politische Statements und Ansichten sind hier nicht das Thema).

Die großen ehemaligen kommunistischen Länder wie Ungarn, Rumänien oder Bulgarien sind für Russland aus mehreren Gründen auch nicht von Interesse. Russland hat 143,5 Millionen Einwohner und 12 Liter Weinkonsum pro Kopf und Jahr, also 1.722.000.000 Liter Verbrauch. Hinzu kommt, dass der Weinkonsum der Gesellschaft eine steigende Tendenz vorweist (Eigenproduktion 2015 rund 2,1 Mill. hl). Bisher, nach Ausscheiden der o.g. ehemaligen Lieferländer wird dieser Bedarf mit Importen
aus Südafrika, Australien und Südamerika abgedeckt, ebenso spielen die Sanktionen gegen Russland ausgehend von den USA und Europa eine wesentliche Rolle. Die Top Politik – bis hin zum Präsidenten
– erkannte, dass dieser Weg des enormen Importes, um den Bedarf abzudecken, ein kostenintensives Unterfangen ist. Hinzu kommt die enorme Entlastung des Handelsbilanzdefizites durch einen eigenen, funktionierenden, großflächigen, russischen Weinbau. In Summe ist das Projekt also wirtschaftlich verständlich und rechnet sich mittelfristig. Zusätzlich ist dies natürlich auch ein gewaltiges Prestigeprojekt für den Präsidenten, der damit auf seine wirtschaftliche Kraft und Kompetenz hindeutet.

Das Klima in Krasnodar ist ideal für Weinbau

Die Region von Krasnodar im Süden Russlands besitzt alle Voraussetzungen für hochwertigen Weinbau und hat jahrtausende lange Tradition, die über die Zeit der antiken Griechen hinausreicht. Was das Projekt so spannend und interessant macht: Es wird im Stil von Weinbau 4.0 entwickelt. Voll IT-gesteuerte Produktion, Vollmechanisierung. Aber auch nach den Gesichtspunkten der Ökologie; genau deshalb wurde auch der weltweit anerkannte Rebforscher und Rebzüchter Ing. Georg Weiss aus Gols zu einer Vortragsreihe anlässlich der VinoRus vom 25.- 27. April  2017 nach Krasnodar eingeladen. Seine Züchtungen, nach dem europäisch gewohnten Geschmacksbild und Sortenausdruck, aus autochthonen Sorten, stehen im Mittelpunkt des Interesses.

 

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