Ein Zwilling ohne Bruder

Große, längliche Trauben, große, dreilappige, scharfgezähnte Blätter zeichnen den Furmint aus
Große, längliche Trauben, sowie große, dreilappige, scharfgezähnte Blätter zeichnen den Furmint aus

Eine Sorte aus dem besten Süßweingebiet Ungarns, weit über der Tokaj stehend. Weshalb 1524 die ungarische Königin Maria diesem Gebiet das erste Markensymbol der Welt verlieh – ein R – als Kennzeichnung. Ein Qualitätsmerkmal und Zollprivileg – das von den folgenden Herrschern und König/innen laufend verlängert wurde, weil es durch Jahrhunderte den Markenbegriff der besten Weine Ungarns und durchaus Europas darstellte. Die Grundlage war die Ehe zwischen dem Furmint und dem Hárslevelű (dem Lindenblättrigen), diese Ehe besteht noch immer in der Tokaj.

1921, als Westungarn mit Österreich verbunden wurde – entstand das Burgenland. Die Beamten hatten nichts anders zu tun, als alles was mit Ungarn in Zusammenhang stand zu verbieten und auszulöschen. Die Ursache lag darin, dass die Hauptstadt des Gebietes Ödenburg durch eine fragwürdige Schummelei an Ungarn angegliedert wurde. Die gestandenen Sorten wie der Hárslevelű, die Kadarka – eine uralte Edelsorte bekannt als Blaue Ungarische, wie auch die Fetească Neagră (Rote Mädchentraube) wurden ausgelöscht, ausgemerzt. Die „Exwestungarn“, also die Ruster, schafften es, dass 1987 der Furmint wieder als Edelsorte zugelassen wurde. Im Grunde eine Meisterleitung der Ruster. Allerdings – der Name und die Sorte Hárslevelű  waren dann doch nicht durchsetzbar.

So bietet der Ruster Furmint einen tollen Wein, der aber mit seinem Bruder Hárslevelű ein vollständiges Erlebnis bieten könnte, besser als in der Tokaj, zumindest aus der Sicht der Jahrhunderte. Ein mutiger, bekannter Winzer in Frauenkirchen setzte den Hárslevelű isoliert, darf diesen aber nur als Landwein ohne Bezeichnung verkaufen – so ist das Gesetz.

Übrigens: Auch der Ruster Ausbruch war etwas ganz anderes, als das was man heute darunter heute versteht.

Furmint – Datenblatt:

Synonyme:
Nemes Furmint, Kyraly Furmint, Fourminte, Tokaisky,  Moslavac, Sipon, Zapfner, Zapfler, Gelber Moster, Luttenberger, Weißlaber, Mosler

Charakteristika:
Triebspitze: weißwollig behaart
Wuchs:  starker Wuchs
Blatt:  groß, dreilappig, wenig gelappt, scharfe Zähnung, Unterseite weiß-samtig
behaart
Traube: sehr groß, länglich, lockerbeerig
Beere: dickschalig, saftig
Reifezeit: spät
Lage- und Bodenansprüche: warme Lagen, mittelschwere Böden, auch kalkreiche Böden
Empfindlichkeit: Blüte- und Botrytisempfindlich
Rebschnitt: kurz und schwach
Düngung: wenig Stickstoff

Wein: benötigt Flaschenreife, zartes Aroma, wird als Prädikatswein ausgebaut.

 

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