Schiltern – ein Ausflug zum Prunktor von Schloss Schönbrunn
Wenn Sie den Ort Schiltern nicht kennen, ergeht es Ihnen so wie den meisten Österreichern – aber dieser vergessene Ort ist ein Kultur- und Erlebnisschatz wie er nur in den Weinbauregionen möglich ist (Wein= Wohlstand).
Die Anreise:
Vom Westen über Krems nach Langenlois, von Wien über die Schnellstraße
bis nach Langenlois.
Am Platz mit der Pestsäule fahren Sie die Walterstraße bis zur ersten Abbiegemöglichkeit nach rechts – zur Schilterner Bergweinstraße. Diese Straße bietet ein unvergleichbares Panorama!
Nach den Serpentinen über Langenlois finden sie rechts eine Bank und auch entsprechende Parkmöglichkeiten – steigen Sie aus!
Göttweig liegt in Augenhöhe – und darunter der Strom – und vor diesem liegen unendliche Weinberge in denen alte Kulturorte eingebettet sind.
Nach diesem Blick beginnt eine Ebene. Rechts geht‘ s in Richtung Gars zum Kamptal – links in Richtung Kremstal. Nach einem Föhrenwald sehen Sie eine prächtige Kirche in einem kleinen Ort – Sie sind in Schiltern.
S C H I L T E R N
Wenn Sie in den Ort kommen, parken Sie bei den ersten Häusern – ein Rundgang kann beginnen!
200 Meter nach dem Ortsbeginn geht eine Straße extrem scharf nach rechts – Sie nehmen aber die goldene Mitte und gehen über einen kleine Brücke in die sichtbar gewordene Kellergasse.
Nach ca. 100 Metern nach der kleinen Brücke sehen Sie ein dominanteres Gebäude – den Keller vom Steinschaden. Wenn Sie Glück haben und gerade gearbeitet wird, ersuchen Sie um einen Blick in den Keller!
Bildquelle: www.steinschaden.at
Nach der bisher erlebten Idylle des Ortes – einer kleinen Welt – kommt man in einem Kreuzkeller, in dem die Fuhrwerke im Keller reversieren konnten. Dieser ehemalige Herrschaftskeller ist einzigartig – er ist nicht bedrückend sondern strahlt trotz der Größe Harmonie aus.
Sie können auch bei Johann Steinschaden (02734/8514) um eine Kellerführung ersuchen – vergessen Sie dabei bitte nicht, dass der Winzer hart arbeiten muss und Führungen auch ihn seine Zeit kostet (Ein paar Flaschen eines ausgezeichneten Weines mitzunehmen freut ihn sicher).
Nach dem Keller gehen Sie die Straße 50 Meter weiter und es geht in die Kellergasse. Diese ist unverdorben, in einem Dornröschenschlaf liegt das Leben in den Kellern offen wie einst. Wenn Sie einen Winzer bei der Arbeit finden und grüßen, ist die Kellerprobe – ein Glas Wein – fast selbstverständlich.
Die Kellergasse endet vor einem Hügel, wo Sie einen herrlichen Blick auf die Kirche, die einen Dom gleicht, haben.
Bildquelle: www.flickr.com,weisserstier
Sie sehen – dass von der Straße hinaus ein gedeckter Weg führt, sodass die Edelleute nicht den Unbilden der Witterung beim Kirchgang ausgesetzt waren.
Aber Sie gehen weiter bis Sie rechts ein herrliches Schloss mit ornamental geschmückten Rauchfängen sehen – denn wahrer Reichtum zeigte sich darin, wenn man es sich leisten konnte sogar für die Kamine und Rauchfänge Künstler zu beschäftigen.
Hinunter zum Schloss, in dem heute eine Reha- Anstalt untergebracht ist, finden sie im Foyer eine Informationsmöglichkeit über den Ort.
Aber gegenüber ist ein seltsames Tor – es ist ein Prunktor, das für das Schloss Schönbrunn gefertigt wurde – aber der Kunstschmied hatte sich vermessen. Kaiserin Maria Theresia schenkte es einem ihrer besten Seefahrer, dem Herrn von Schiltern.
So rostet es lieblos dahin – aber hinter diesem Tor öffnet sich wieder etwas Einzigartiges:
DIE ARCHE NOAH – über 200 Kartoffelsorten – über hundert Bohnensorten u.v.a. landwirtschaftliche Kulturpflanzen – als Gendatenbank der alten bäuerlichen Vielfalt. Eine Engländerin – hatte vor ca. 20 Jahren die Idee alte Sorten zu sammeln und eine Art Tauschbörse dafür zu errichten – rote außergewöhnliche Kartoffel – Bohnen größer als eine 2 Euro-Münze, in ungeheurer Farbenpracht – das muss man gesehen haben. Diese Vielfalt, die sich über Jahrtausende entwickelt hat und heute in der Zeit des Einheitsprodukte kaum zu fassen ist!
Nach der Arche gehen Sie die Straße entlang, Sie finden barocke Figuren wie selbstverständlich. Bei der Kirche lohnt sich der Aufgang durch den gedeckten Zugang. Auch diese Kirche hat eine eigene Geschichte – von der Wehrkirche – zur Kirche des Adels.
Nach der Kirche finden Sie in 300 Meter Entfernung Ihren Parkplatz – Sie werden müde sein – aber sehen Sie sich noch die Erlebnisgärtnerei an – die ist wie alles bisher Beschriebe einzigartig – von japanischen Ziergärten über Gartenarchitektur der verschiedensten Epochen können Sie vielerlei außergewöhnliche Eindrücke sammeln.
Ü Sie fahren dann mit Ihrem Auto über das beschriebene scharfe Eck – gegenüber dem Ausgangespunkt – in die Kellergasse in Richtung Langenlois – am Weg liegt die teilbewohnte Ruine Kronseck wie auch ein Teich, und die Straße führt Sie nach Langenlois und Sie sehen komische schwarze Turmruinen in den Weinbergen, aber das ist eine andere Geschichte…
Tipps zu Ihrem Ausflug:
Bei Franz Steinschaden – 02734 8204 – können Sie auch Zimmer buchen – diese sind sauber und angenehm zu bewohnen. (Wenn Sie schon dort sind bitten sie ihm um den Kellerschlüssel, denn er hat in der Ihnen schon bekannten Kellergasse einen winzigen alten Keller mit einem beheizbarer Kellerstube. Holen Sie sich eine Flasche aus den Keller und sind Sie an diesem Tag ein Winzer, der in „seinem“ Keller ein Glas Wein nach den Mühen des Tages zu sich nimmt – ein Buffet kann bei einem Fleischhauer bestellt werden.)
Ideal zum Wandern rund um Schiltern liegen viele ähnliche Orte – in den Wäldern findet man überall Kulturgüter, aber andere Gäste finden Sie kaum. Trotz der geringen Entfernung von Wien – weniger als eine Autostunde – ist dieser idyllische Winkel scheinbar vergessen. Ideal ist die Gegend zum Montainbiken, und zwar auch in höheren Schwierigkeitsgraden.
Für Stadtmüde: wunderschöne alte Winzerhäuser stehen in verschiedensten Bauzuständen leer…
Text: Sepp Baldrian
Bitte vergessen Sie nicht, die Modelleisenbahn-Anlage im Schloß Schiltern zu besuchen. Absolut sehenswert, sowohl für Kinder als auch Erwachsene. Es gibt weit und breit nichts Vergleichbares ✌️