Leodagger wo wie?

Die kleine Schatzkammer großer Weine Österreich kennt so manche Namen von kulturhistorisch geprägten Orten und Rieden, die sich erhalten haben. Dabei gibt es Orte wie Kuffern und auch Leodagger, die sich bereits als keltische Weinhochburgen etablieren konnten, in Zeiten wo Dünger oder Pflanzenschutz unbekannte Namen waren, einfach weil Klima und Grundvoraussetzungen ideal für den Weinbau waren.

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Blick auf die Ortschaft Leodagger (Foto-Quelle: www.weinviertel.net)

 

 

So wie Leodagger – im Weinviertel nahe Pulkau, Retz. Ein lebensfroher Ort mit heißen Sommern, kühlen Abenden, die dem Wein Reife und ein herrliches Frucht – Säureverhältnis ermöglichen. Aber zurück zur Historie. Ein „Kalender“ aus der Steinzeit, verbunden mit einer präzisen Uhr zeigt den Wert des besonderen Ortes in einer geschichtsträchtigen Weinregion: ein Stein mit 16 ausgearbeiteten, tellerförmigen Vertiefungen nahe einem Menhir und einer Felswand. In einem Spalt zwischen diesen lässt sich seit Jahrtausenden genau die Tag- und Nachtgleiche jeweils am 21. März und 21. September feststellen (Eine Reise in diesen besonderen Kosmos ermöglicht Alfred Kappl in seinem Buch „Das Geheimnis der Feenhaube – Die großen Steine von Eggenburg – Österreichs Stonehenge“). Wer will, kann das bei dem Weingut von Roman Wagner mit schönen Gästezimmern als Ausgangspunkt ideal erleben.

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Die tellerförmigen Vertiefungen in den Menhiren sind noch immer gut zu erkennen (Foto-Quelle: www.weinviertel.net)

 

Das Weingut Wagner verbindet die Authentizität des Weinviertels mit dem Bewusstsein idealer Grundlagen für hochwertigen Wein nach der Devise

„Lassen wir die Natur mit einer helfenden Hand arbeiten, und stören wir sie sowenig als möglich.“

Die Weine: „Harmonie mit Kanten“ klingt wie ein Widerspruch, aber in den Weinen spürt man die Region – mit fruchtbetonten Noten wobei die Typizität der Sorten vom Welschriesling über den Gelben Muskateller, Rheinriesling bis zum Chardonnay reicht. Dem Saugvignon Blanc würde der heimische Namen Muskat Silvaner eher, besser dienen – ein Saugvignon ohne Modetorheiten – ursprünglich, herrlich. Der Zweigelt, der schwierige Blauburger in großer Machart runden das Sortiment ab.
Der Winzer Roman Wagner setzte mit der Lese 2015 einen für den Österreichischen Wein besonderen Schritt.

 

Bouvier – ein verlorener, vergessener Schatz

Die Docks von Hull (Foto-Quelle: Robert Cutts via flickr, aus einer GEC Publikation)
Die Docks von Hull (Foto-Quelle: Robert Cutts via flickr, aus einer GEC Publikation)

Nicht alles was in Wikipedia steht muss richtig sein – gerade die Sorte Bouvier hat eine spannendere Geschichte als dort vermerkt. Es gab in Graz eine Sektkellerei Kleinoscheg – die mit dem steirischen Champagner ein tatsächlich weltumspannender Betrieb war. Z.B. wurden die Docks von Hull durch den Herzog von Windsor mit Kleinoscheg Champagner eröffnet, auch auf den Ozeanriesen der White Star Line und von Cunnard oder Lloyd dominierte der steirische Champagner (so nebenbei wurde auch die Bank Creditanstalt von Kleinoscheg mitbegründet). Das Unternehmen beschäftigte den Rebzüchter Clotar Bouvier (im Hauptberuf Banker, daher der Eintrag auf Wikipedia in diese Richtung) der unter den mehr als 200 bestehenden autochthonen Sorten selektionierte.

Dieser Selektionsprozess ist so alt wie der Weinbau an sich, man suchte die am besten tragenden Stöcke und jene die den besten Geschmack boten. Schon die Kelten markierten mit einem speziell gebundenen Geflecht die besten Stöcke, später war durch drei Jahrhunderte das „Mirca“ üblich, ein rotes Band zeigte den Stock der die Trauben mit dem besten Reife hatte, ein blaues Band jene die die besten Erträge lieferten (Die Steiermark beinhaltete damals einen Großteil der heute slowenischen Weinbaugebiete z.B. befand sich das wissenschaftliche Zentrum der K. u. K. Monarchie in Pettau, heute Ptuj (siehe Ampelographie der Gebrüder Goethe).

Später gingen die Selektionsziele nicht in Richtung Masse, Menge sondern einen Typ zu finden der absoluten Weingenuss sicherte. Denn die Önologie hatte nur zwei Methoden: Sauberkeit und Zeit. Die Hilfsmittel von Heute wie Schönungen, Säuremanagment usw. bis zur Flotation gab es ja nicht. Die pure Natur bestimmte das Selektionsziel um dem ‚“edlen“ Kundenkreis des Adels, des Klerus und des Bürgertums ein perfektes Getränk zu liefern. Bouvier fand diesen Typ, der diese Ansprüche erfüllte und mit diesem Erfolg gründete er eine Tochterfirma von Kleinoscheg, die Bouvier Champagner Kellerei und wurde Bankier – der Firmenmantel besteht noch heute.

 

Wie trinkt sich der Bouvier?


Der Bouvier  hat leichte Muskat-Töne und ein wunderbares zartes Weinsäure-Malonsäure Verhältnis und bietet einen beschwingt trinkfreudigen Genuss.

Außerdem hat die Sorte Bouvier zwei zusätzliche Eigenschaften: durch die frühe Reife ist diese ideal für den Primör Wahn – um der erste Wein am Markt zu sein wird er hingetrimmt, um Weine, die angeblich schon im August konsumierbar sind zu erzeugen. Das wird auch so angeboten, fachlich eine Unmöglichkeit – eher grauslich, unfertig, grob aber angeblich will das der Markt.

Hinzu kommt, dass sich diese Sorte auch ideal für die Erzeugung von edelsüßen Weinen wie Trockenbeerauslesen eignet.

Durch diese zwei Eigenschaften ging dieser tatsächlich edle Wein im Normalausbau am Markt verloren. Was aber der Bouvier kann, wenn er kein Jungwein sein muss, sondern normal im Gebinde bis Febuar, März reift und ist ein Genuss von seltener Größe und ein unbekannter Schatz.

Das Weingut Wagner in Leodagger ist diesen Weg gegangen und bietet einen Bouvier, der im Gebinde reifen darf – der weder ein Jungwein oder einen Wein der besonderen Leseart darstellt, sondern nur zeigt was diese Traube kann.

 

 

 

wagner-bbn-bouvier  Bouvier – Weingut Wagner

 

Weinbeschreibung: animierender Duft, würzig, feine Muskatnote, eleganter Körper

Betriebsbeschreibung: Familienbetrieb in vierter Generation, nördliches Weinviertel, Weinort Leodagger nahe Pulkau, Weingärten an den Hängen des Manhartsberges (18ha), Vielfältiges Sortiment, Hauptsorte Grüner Veltliner

Preis: 9,-

 

www.weingutwagner.at

 

 

 

 

 

 

 

 

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