Hätten Sie an einer privaten önologischen Weinreise nach Georgien Interesse? Nicht im Sinne des Trinkvergnügens, sondern des Erlebens des Weinbaues, seiner Geschichte, mit dem Besuch der alten Universität, wo vor 1200 Jahren bereits Wein filtriert wurde, den kilometerlangen Reifekellern, in denen riesige Tongefäße, die Quevri gelagert wurden…

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Dazu Gespräche mit Andro Gedaze, einem feinsinnigen, kunstwerkorientierten Mann, der allerdings seit 30 Jahren in Österreich lebt und perfekt Deutsch spricht, mit einem alten georgischen Önologen, der einst in Geisenheim studierte – das alles außerhalb der Tourismus-Show Kellereien.

1 Woche den Background ohne Hochglanz-Werbemittel das Gewachsene erleben, erkennen und beurteilen können.

Sollte ein Interesse bestehen, organisieren wir im Team von Weinpanorama.info diese Non-Profit orientierte Reise im Oktober 2016 – mit günstigen Flügen, Mietwagen (da fast alle Ziele abseits der üblichen Touristenpfade liegen) – die Ansprüche an die Hotels, Unterkünfte – sollten eher gering sein – klar, sauber ist alles – an das Essen können die Ansprüche aber groß sein.

Damit erkennbar wird, ob Interesse besteht, bitten wir Sie sich unverbindlich ohne weitere Verpflichtungen nur als Interessent anzumelden. Die Anzahl wird auf max. 10-12 Personen beschränkt sein, damit wirklich Eindrücke gewonnen werden können und Zeit für individuelle Fragen bleibt.

Bitte e-mail an sepp.baldrian@uoem.at mit dem Betreff „Georgien“ und Angabe der Personenzahl.

 

Nur am Rande: am Abend mit der echten, gewachsenen Gastfreundschaft ist es nie trocken – man sitzt an einem Tisch, jeder hält einen Trinkspruch wo alle anderen schweigen müssen – und man trinkt nach jedem Spruch ein Glas – sollte einer den besten Spruch haben wird er der Herr vom Tisch und trinkt mit dem Gastgeber verschränkt je ein Trinkhorn.

Wir wären dort, wo die gewachsenen Bräuche eben Standard sind. Allerdings ist niemand böse, wenn man sich durch eine Verstimmung, Unpässlichkeit auf das Nippen beschränkt muss.

SEPP BALDRIAN

 

 

 

 

Reizvolle Landschaft und faszinierender Weinbau eines „europäischen“ Staates

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Als Landbrücke zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer kommt Georgien eine wichtige strategische Bedeutung zu. Und obwohl geographisch gesehen ein Teil der rund 70.000 km2 Fläche von Georgien in Asien liegt, weist der ehemalige UdSSR-Staat am Kaukasus in vielerlei Hinsicht alle Merkmale eines europäischen Staates auf. In der Zeit des Kalten Krieges wurden die Georgier als die „Italiener des Ostblocks“ bezeichnet. Und tatsächlich entdeckt man bei vielen Georgiern eine Lebensart, die an die temperamentvollen Südländer erinnert.

Phantastische Landschaft: Weinberge vor den 5-Tausendern des Kaukasus

 

Mit Schlagwörtern wie „Wiege der Weinkultur“ ist beinahe jedes weinproduzierende Land gesegnet. Tatsächlich weisen zahlreiche archäologische Funde darauf hin, dass der Weinbau ein fester Bestandteil der georgischen Kultur war. Ein Beispiel dafür sind fünftausend Jahre alte Tonkrüge mit Traubenkernen der weißen Sorte Rkatsiteli. Bereits um 800 n. Chr. gab es in Georgien eine Universität für Weinbau.

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(Foto Niko Pirosmani via wikipedia.org)

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Rebfläche über 70.000 Hektar ein, die jedoch durch Pilzkrankheiten und die Reblaus bis zu Beginn des 20, Jahrhunderts auf die Hälfte verringert wurden. Zur Wiederherstellung der vernichteten Weinberge wurden reblausfeste Unterlagen importiert. Derzeit beträgt die Rebfläche etwa 68.000 Hektar, von der 750.000 Hektoliter Wein produziert werden.

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Reifekeller (Foto: jonathan cardi via wikipedia.org)

Ein georgisches Sprichwort besagt: „Die Rebe verlangt soviel Zuwendung wie ein Neugeborenes.“ Dieser Philosophie entsprechend erkannten die Georgier vor weit über 1000 Jahren, dass der Wein Ruhe und konstanter Temperaturen bedarf, um hochwertig auszureifen. Aus diesem Grund machte man sich die Temperatur der Erde zu Nutze und vergrub Tongefäße, Quevri genannt, mit einem Fassungsvermögen von bis zu 1500 Litern in der Erde. Sie werden mit Stein versiegelt, der mit Ton und Holzasche abgedichtet ist, damit kein Schimmelpilz eindringen kann. Die Technik von heute erreicht diese Temperaturkonstante mit Wärme- und Kühlzonen im Weintank, die elektronisch gesteuert werden und wenn es darum geht, die Qualität weiter zu steigern, wird die ganze Halle klimatisiert. Ein großer Aufwand im Vergleich zu diesem in seiner Logik und Funktion perfekten Verfahren …

Dem Bereich der Lagerung und der Reife kommt in Georgien grundsätzlich eine besondere Bedeutung zu. So wurde beispielsweise ein 8 Kilometer langes Rohr in einen Berg des Kaukasus eingebaut, um dem Wein die ungestörte, von Temperaturschwankungen unbeeinträchtigte Reife zu ermöglichen. Dazwischen befanden sich geschlossene Becken, wo nach Größen geordnetes, ausgeglühtes Gestein bis zu feinem Kalksand (heute ähnlich der Diatomeenerde: Kieselgur) die Funktion eines Filters übernommen hat.

Wildreben sind in Georgien noch stark verbreitet; hier ist die Vitis vinifera mit der Subspezies silvestris noch heute vertreten. Durch natürliche und künstliche Selektion entstanden aus ihnen etwa 500 autochthone Rebsorten, von denen 38 offiziell für den kommerziellen Weinbau zugelassen sind. Dazu zählen zum Beispiel Aladasturi, Aleksandrouli, Katschitschi, Krachuna, Mudshuretuli, Mtsvane, Odshaleschi, Orbeluri, Rkatsiteli, Saperavi, Tsitska, Tsolikouri und Ussachelouri. Weit verbreitet ist auch die Isabella. Die europäischen Sorten Aligoté, Cabernet Sauvignon, Chardonnay und Pinot Noir sind bereits etabliert.

Von den fünf Weinbau-Regionen ist Kachetien im Südosten in den Tälern von Alazani und Iori die bedeutendste. Das Klima ist hier gemäßigt, die Temperatur liegt zwischen 38 bis 40 °C, der durchschnittliche Jahresniederschlag bei 400 bis 800 Millimeter. Es kommen Zimtbaumwälder und kalkhaltige Böden vor, teilweise auch Schwemmlandböden. Hier wachsen 70% der Trauben für Wein und Destillate. Die im Jahre 1897 gegründete älteste Kellerei in Tiflis verfügt über eine einzigartige Weinsammlung mit etwa 1.600 Weinen (rund 150.000 Flaschen).

Über Absatzprobleme klagt hier keiner. Für das große und heute teilweise reiche Russland stellen Weine aus Georgien etwas ganz Besonderes dar. Dass spezielle Sorten pro 0,7 l Flasche tatsächlich um 12 Euro nach Russland verkauft werden, ist die heutige Realität. Zudem gibt es im Hinterland Georgiens eine beachtliche Anzahl von Menschen, die keinen bedeutenden eigenen Weinbau haben, aber durch ihre „Trinkfreudigkeit“ das ihre zum Absatz der Weine beitragen.

Die Weine präsentieren sich vom Geschmack her fremdartig und faszinierend zugleich. Wir sind es gewöhnt, an Sorten zu denken und nach Weintypen zu bewerten. In Georgien faszinieren die Sorten mit neuen, geschmacklich positiven Nuancen, herrlich zart, mit einem Alkoholgehalt zwischen 11 vol. % und 13 vol. % und harmonisch rundem Abgang.

In Summe: „Faszination pur“!

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